Mittelalterliche Geschichte
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Johannes Abdullahi

Dissertationsvorhaben: Der verhinderte Kaiser und das Geld. Zeitgenössische Vorstellungen vom Umgang des Herrschers mit Geld am Beispiel Johanns des Blinden (1296-1346)

Als die demographische und wirtschaftliche Entwicklung im Hochmittelalter den Aufschwung der Geldwirtschaft einleitete, setzte auch im Bereich der Herrschaftsausübung ein Prozess der Monetarisierung ein. Entsprechend wichtig wurde Geld in der Herrschaftspraxis der Könige und Fürsten - ohne dass ihr Umgang mit Geld deshalb schon den gleichen Prinzipien unterworfen gewesen wäre wie im modernen Verwaltungsstaat. Vor solchen anachronistischen Übertragungen warnt schon die kulturgeschichtlich begründete Einsicht, dass historische Phänomene zunächst als fremdartig und somit als erklärungsbedürftig zu gelten haben. So möchte ich in meinem Dissertationsvorhaben am Beispiel Johanns des Blinden, des Königs von Böhmen und Grafen von Luxemburg, zeitgenössische Vorstellungen herausarbeiten, die dem herrscherlichen Umgang mit Geld zugrundelagen.

Johann fiel durch seine Feste, seinen Kleiderprunk, seine Turnierteilnahme und seine halb Europa umspannenden Aktivitäten unter den Herrschern seiner Zeit auf. So feierten ihn Dichter und Chronisten am Rhein und westlich davon als Ersten unter den Rittern. Die gleichen Taten waren hingegen für Geschichtsschreiber in Böhmen sowie im Reich nördlich und südlich der Alpen Anlass, ihn als verschwenderischen Herrscher zu verurteilen. Zentraler Bestandteil beider Bilder Johanns war sein Umgang mit Geld, der ihn für die einen zum großzügigen Ritter machte, für die anderen jedoch zum geldgierigen Landesherrn. Aber sollte ein König Abgaben nur nach rein wirtschaftlichen Kriterien festlegen dürfen? Welchen Erwartungen entsprach er, wenn er Unsummen für Geschenke oder Kleider ausgab? Wie weit durfte er sich verschulden, und welcher Gläubiger kam dann für ihn als König in Frage? Welche Bedeutung hatte in diesem Kontext Johanns Absicht, seiner Familie den Anspruch auf die römische Königswürde zu erhalten, die sein Vater, Kaiser Heinrich VII., schon innegehabt hatte? Nicht zu letzt im Verhältnis zum Geld spiegelte sich für Johanns Zeitgenossen seine Befähigung zur Herrschaft.