Mittelalterliche Geschichte
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Benedikt Vornberger

Dissertationsprojekt: Die religiöse Repräsentation von Herrschaft in der Stauferzeit

Im Rahmen der Dissertation wird die Herrschaftsrepräsentation der drei Stauferkaiser Friedrich I. Barbarossa, Heinrich VI. und Friedrich II. im Hinblick auf ihre religiöse Dimension untersucht. Dabei sollen vor allem zwei tradierte Forschungsmeinungen hinterfragt werden. Die Forschung des 19. und frühen 20. Jahrhunderts ging davon aus, dass es nach der stark religiösen Fundierung von Herrschaft in der Zeit der Ottonen und der frühen Salier einen Einschnitt gab, den der Investiturstreit und insbesondere der Gang nach Canossa markierten. Die folgenden Jahrhunderte interpretierte man als eine Zeit zunehmender „Entsakralisierung“ des Herrschers. In jüngeren Untersuchungen wurde die These von der „Wende von Canossa“ in vielerlei Hinsicht in Frage gestellt. Bisherige Arbeiten problematisierten aber in erster Linie die ereignisgeschichtliche Sicht der Geschehnisse. Die Untersuchung, inwieweit das Geschehen Folgen hinsichtlich der Möglichkeiten ideeller Fundierung von Herrschaft hatte, ist bislang kaum erfolgt. Ein zweites aus dem 19. Jahrhundert überkommenes Forschungskonstrukt ist die Interpretation der Staufer als Dynastie areligiös denkender und agierender Herrscher, die ihre Herrschaft säkular fundierten. Die Forschungen der letzten Jahre haben dieses Stauferbild in vielerlei Hinsicht in Frage gestellt. Eine systematische Aufarbeitung der Stauferherrschaft im Hinblick auf ihre religiöse Dimension steht aber noch aus. Die Arbeit soll die einschlägigen Quellen zu den drei bedeutendsten Stauferherrschern Friedrich I. Barbarossa, Heinrich VI. und Friedrich II. untersuchen. Die für die staufische Herrschaft gewonnenen Resultate werden in einen synchronen (Kapetinger und normannische Könige von Sizilien) und einen diachronen (Ottonen und Salier) Vergleichshorizont gestellt.